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ERP-Software für die Lebensmittelindustrie: So finden Food-Betriebe das richtige System

4 Minuten

zuletzt aktualisiert am 09.04.2021

Bis zu 75 Prozent aller ERP-Projekte scheitern, schätzen die Analysten des Research-Unternehmens Gartner. Das ist vermeidbar: Viele mögliche Stolpersteine lassen sich bereits bei der ERP-Auswahl aus dem Weg räumen. Aber wie finden Lebensmittelbetriebe eigentlich die richtige Software?

ERP-Software gibt es wie Sand am Meer. Neben kommerziellen Anbietern existieren inzwischen auch einige quelloffene und freie Systeme. Viele Lebensmittelbetriebe brauchen in absehbarer Zeit ein neues System, tun sich aber schwer damit, im Dickicht der Angebote die Orientierung zu behalten. Gerade den Entscheidern mittelständischer Betriebe bereitet das Großprojekt ERP-Suche nicht selten Kopfzerbrechen. 

Die Auswahl der besten Software für die Lebensmittelindustrie

Die Auswahl einer ERP-Software ist kompliziert. Eine Software, die so nah am Unternehmenskern ist, muss sitzen wie ein Maßanzug und trotzdem bezahlbar sein. Die fortschreitende Digitalisierung übt zusätzlichen Druck auf die ohnehin schon komplexen Bedingungen in der Lebensmittelbranche aus: Laut IT-Trend-Studie von Capgemini haben inzwischen drei Viertel aller CIOs den Auftrag, die Digitalisierung auszubauen. Grundvoraussetzung dafür sind und bleiben ERP-Systeme. Sie stehen nach wie vor im Zentrum der vernetzten Wertschöpfungskette.

Nur, wie finden Lebensmittelbetriebe das beste ERP? Grundsätzlich gibt es drei Ansätze:

  1. Man lässt sich von anderen Nahrungsmittelbetrieben ein ERP-System empfehlen.

  2. Man schaltet ein spezialisiertes Beratungsunternehmen ein.

  3. Man geht selbst auf die Suche.

Einen Königsweg bei der Auswahl eines ERP-Systems für die Lebensmittelbranche gibt es also nicht, wohl aber Entscheidungshilfen.

Neun Kriterien für eine erfolgreiche ERP-Auswahl  Ein ERP-System für die Prozessindustrie muss einige Kriterien erfüllen – aber  welche? Worauf müssen Sie bei der Auswahl achten und wie gehen Sie die  Implementierung richtig an? Unser Leitfaden hilft Ihnen hierbei weiter.  Jetzt herunterladen

Drei wichtige Aspekte bei der ERP-Auswahl für Foodbetriebe

Der wichtigste Tipp lautet: Bereiten Sie die Auswahl sorgfältig vor und setzen Sie sich intensiv mit dem Thema auseinander. Schließlich wollen Sie nicht zu denen gehören, denen das ERP-Projekt um die Ohren fliegt – laut den Analysten von Gartner sind das immerhin 75 Prozent. Aus der Erfahrung von mehr als 1.200 ERP-Einführungen bei Nahrungsmittelbetrieben haben wir drei Empfehlungen für Sie, wenn es um Ihr ERP-System geht:

1. Die Software muss die Sprache der Lebensmittelindustrie sprechen 

Setzen Sie auf eine richtige Branchensoftware, denn die Ansprüche der Nahrungsmittelindustrie haben es in sich: Hohe Anforderungen an die Dokumentation, Optimierung des Materialeinsatzes, chargenorientierte Produktionsprozesse, Rückkopplung von Wiegedaten - ein ERP-System muss dies alles und noch viel mehr standardmäßig abbilden. Elementar ist außerdem, dass die Software ihren Ausgangspunkt bei der Rezeptur hat. Auf ihrer Grundlage werden Rohstoffe eingekauft, die Produktion geplant, die Kosten eines Produktes kalkuliert und Mischungsverhältnisse optimiert. Mehr noch: Nur ein Lebensmittelbetrieb, der Stücklisten und Rezepturen IT-gestützt beherrscht, kann seine Produkte richtig etikettieren, Allergene, Nährwerte und Zutaten ausweisen und am Ende jede Charge lückenlos zurückverfolgen. Warum man hier auf ein integriertes Rezepturmodul im ERP-System setzen sollte, erfahren Sie in unserem Blogartikel zum Thema.  

2. Die Mobilfähigkeit der ERP-Software ist ein großer Erfolgsfaktor

Nutzen Ihre Mitarbeiter schon mobile Handhelds oder erfassen sie wichtige Daten immer noch mit Stift und Papier? Dann sollten Sie unbedingt auf die Mobilfähigkeit der ERP-Software achten: Mobil über ein MDE-Gerät, Pick-by-Voice oder Pick-by-Vision kommissionieren oder einfach nur von unterwegs die neuesten Reports screenen – Mobility verspricht überall da wirtschaftliche Vorteile, wo Daten erfasst, weitergegeben oder geprüft werden müssen. Nicht nur Zeit und Kosten für Informationserfassung und -verarbeitung am Wareneingang, in der Produktion oder im Lager können so eingespart werden. Auch mögliche Fehlerquellen werden eliminiert, denn wenn die Geräte einwandfrei mit der ERP-Software kommunizieren, gibt es weder Medienbrüche noch manuelle oder doppelte Datenerfassung. Welche Vorteile die ERP-Mobilität den Nahrungsmittelproduzenten bietet, zeigt die russische Miratorg-Gruppe. Miratorg wickelt alle QS-relevanten Aufgaben von der Warenannahme bis zum Versand mobil und direkt im Prozess ab. Die Prüfergebnisse können daher sofort in der ERP-Software genutzt und weiterverarbeitet werden. Und da die Daten elektronisch dokumentiert werden, sind sie im Fall der Fälle auch schnell wieder zur Hand.

3. Die Smart Food Factory braucht ein offenes System

Checken Sie die Schnittstellenfähigkeit des Systems, denn als Schaltzentrale Ihres Betriebs muss das ERP-System mit einer Vielzahl von Programmen interagieren. Beispielsweise müssen Daten mit Lieferanten, Handelsketten oder dem eigenen Webshop ausgetauscht oder Produktinformationen auf Verbraucherinformations- systeme gespielt werden. Und das funktioniert nur, wenn das ERP-System alle relevanten Subsysteme integriert und den Informationsfluss von und zu den unterschiedlichen Systemen gewährleistet. Wichtige Schnittstellen sind zum Beispiel RFC1006, OPC UA, EtherCat, ProfiNet, Ethernet/IP, Sercos III, CC–Link IE, CAN, Modbus, Profibus oder auch USB. Natürlich muss es auch möglich sein, Maschinen, Anlagen, Läger, Transportsysteme, Robotersteuerungen oder Mess- und Wägesysteme an das ERP anzubinden.  Fragen Sie den Anbieter auch, ob er Schnittstellen zu allen gängigen und proprietären Kommunikationsprotokollen zur Verfügung stellt. Denn die Smart Food Factory, die selbststeuernde Fabrik, kommt. Und sie braucht vor allem eins: Eine große Offenheit aller Akteure.   

ERP-Anbieter sollte über ein Team an Lebensmittelspezialisten verfügen 

Nach der Auswahl kommt die Implementierung und hierbei zählt Schnelligkeit. Achten Sie darauf, dass es eine bewährte Einführungsmethodik gibt und der ERP-Anbieter schon ähnliche Projekte in der Lebensmittelbranche umgesetzt hat. Dennoch: Jedes Projekt ist so individuell wie Ihr Unternehmen selbst. Vergewissern Sie sich, dass der Anbieter über ein Team an Branchenspezialisten verfügt, die Ihnen souverän über viele Hürden hinweghelfen können. Denn es gibt auch immer wieder Projekte, die scheitern - man denke beispielsweise an Lidl und Elwis

Um Ihnen die Suche nach einem ERP-System zu erleichtern, haben wir in unserem White Paper 9 zentrale Kriterien für die Auswahl zusammengestellt. Darin finden Sie wichtige funktionale, technologische und strategische Aspekte, auf die Sie bei der ERP-Auswahl und Implementierung achten müssen. Hier können Sie es sich downloaden.