Viele Branchen haben ganz spezifische Anforderungen, wenn es um ein ERP-System geht. Das gilt besonders für die Fleischindustrie. Nur, welche Funktionen sind wirklich wichtig und woran sollte man eine Entscheidung für das eine oder andere System festmachen?
1. Flexible Datenerfassung am Ort des Geschehens
ERP-Software hilft, Prozesse zu strukturieren und Arbeitsabläufe zu optimieren. Das geht nicht ohne Datenerfassung und zwar möglichst dort, wo die Daten entstehen. Nur so lässt sich Effizienz in der Produktion, im Lager und in der Logistik maximal steigern.
Die Hardware zur Datenerfassung muss in der Fleischindustrie allerdings abhängig von der Produktionsart mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen wie Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit oder Spritzwasser fertig werden. Beim Einsatz fester PC-Terminals für die Datenerfassung, die klassisch entlang des Produktionsprozesses in der Zerlegung, der Chargierung oder der Verpackung stehen, sollten Sie auch auf die notwendigen IP-Schutzklassen achten. Für den Lager und im Logistikbereich gibt es mobile Datenerfassungsgeräte, die ganz auf Inventuren, Artikel- oder Auftragskommissionierungen sowie Warenausgangserfassungen ausgerichtet sind.
Alle diese Endgeräte müssen direkt Daten ins ERP-System fortschreiben – so sind Fehlerquellen und Verzögerungen bei der manuellen Übertragung ausgeschlossen und zudem gibt es keine Medienbrüche. Außerdem sollten Ihnen die PC-Terminals und das verwendete ERP-System die Möglichkeit geben, Waagen, Scanner und Drucker direkt einzubinden, sodass eine Datenerfassung unkompliziert und fehlerfrei durchgeführt wird.
2. Mobiler Zugriff egal von wo
Was in vielen Branchen heute schon zum Alltag gehört, stellte zu während der Corona-Pandemie die Fleischbranche vor eine neue Herausforderung: das Homeoffice und der ortsunabhängige Zugriff auf ein ERP-System. Grundsätzlich sollte ein ERP-System immer internetbasiert arbeiten und den Zugriff von überall erlauben, vorausgesetzt, es gibt ein entsprechendes Endgerät und eine Internetverbindung. Erzeugte Daten werden ortsunabhängig und in Echtzeit in die Cloud gespeichert, auch archivierte Dokumente können zusätzlich jederzeit von überall aufgerufen werden. Diverse Planungen, Einkauf, Verkauf und die Verwaltung aller Artikel-, Kunden- und Lieferantendaten werden ortsunabhängig verwaltet. Jeder Mitarbeiter kann sie, egal ob im Außendienst oder von zuhause aus, überall und immer abrufen. Die Echtzeit-Aktualisierung aller Daten macht sämtliche Geschäftsbeziehungen transparent und sorgt für eine deutlich bessere Kommunikation im Fleischbetrieb.
3. Übersichtliche Produktionsplanung
Die Produktionsplanung ist das Herzstück in produzierenden Fleischunternehmen und ein Aspekt des operativen Managements. Das Ziel, eine möglichst kontinuierliche und verlässliche Produktion zu betreiben, die gekonnt auf Veränderungen reagiert und eine gleichmäßige Auslastung ermöglicht, steht immer im Vordergrund. Ihr ERP-System sollte deswegen einige Anforderungen an eine übersichtliche Produktionsplanung erfüllen:
Einfach zu erstellende und zu koordinierende Stücklisten und Arbeitspläne bilden das Grundgerüst der Produktionsplanung. Je nach Produktionsprozessen sind sie mehrstufig strukturierbar und planbar. Die in dem ERP-System erfassten Aufträge, die mit und ohne direkten Kundenbezug geplant werden können, führen zur Bedarfsplanung der Roh- Hilfs- und Betriebsstoffe. Das ERP-System muss also dabei helfen, deren Einsatz möglichst effizient durchzuführen und in Echtzeit über Menge, Güte und Verfügbarkeit informieren. Dafür wird in einer Plantafel die Produktionsplanung grafisch dargestellt – in verschiedenen Zeithorizonten (z.B. Tages-, Wochenansichten) und mit Verfügbarkeiten von Personal und Maschinen auf einem Zeitstrahl. Per Drag and Drop lassen sich die Produktionsaufträge auf andere Maschinen umplanen und unter Berücksichtigung von festgelegten Produktionsabläufen (Bio zuerst, Allergene zuletzt) automatisch optimieren.
Moderne ERP-Systeme bieten zudem die Option, Kalkulationsfunktionen auf Basis der Stücklisten direkt im System durchzuführen und so nicht nur Preiskalkulationen zu ermöglichen, sondern auch Erkenntnisse für weitere Prozessoptimierungen abzuleiten.
4. Maschinenanbindung über MES Systeme
Unabhängig vom Endprodukt sind die Produktionsprozesse der Fleischindustrie stark maschinen- und anlagenorientiert. Seit Industrie 4.0 stieg der Einsatz von Maschinen und ganzheitlichen Anlagen durch die Verknüpfung von Einzelmaschinen zu Anlagen und die Kumulierung von Daten aus diesen Anlagen. Für Unternehmen mit einem hohen Maschinen- und Anlageneinsatz sind Manufacturing Execution Systeme (kurz MES oder Produktionsleitsystem) unverzichtbar geworden.
Dabei sollte das MES ein integraler Bestandteil des ERP-Systems sein. Es visualisiert Maschinendaten, die Betriebsdatenerfassung sowie die Ressourcenplanung und ermöglicht auf Basis der Informationen die Planung, Steuerung und Kontrolle der Produktionsprozesse in Echtzeit. Ein ganzheitliches ERP-System inklusive MES-System ermöglicht es Unternehmen der Fleischindustrie im Falle eines Zwischenfalls unmittelbar einzugreifen und Produktionsstillstände und ungeplante Ausfälle zu vermeiden. Kennzahlen, die von einem MES-System abgebildet werden und für einen störfreien Prozessablauf sorgen, sind etwa die Anlagenverfügbarkeit und die Overall Equipment Effectiveness, auch OEE genannt.
5. Predictive Maintenance – damit es rund läuft
Die Anlagenhersteller tragen mit ihren Produkten kontinuierlich zur notwendigen Automatisierung der Lebensmittelindustrie bei. Sie entwickeln derzeit neben der OPC UA Schnittstelle weitere standardisierte Schnittstellen, die die bislang heterogene Datenverarbeitung weiter harmonisieren. Diese Interfaces sorgen auch für die nötige Transparenz sowie für automatisierte Datenübermittlung in ERP-Systeme. Die Vernetzung der Anlagen und die Darstellung der Kennzahlen in einem ERP-System ermöglicht eine vorausschauende, kennzahlenorientierte Maintenance.
Aktuell betont der Strategiemix in der Fleischindustrie noch reaktive und vorbeugende Maßnahmen, was zu vermehrten Anlagenstillständen und Produktionsausfällen führt. Predictive Maintenance bietet dagegen höhere Prozesssicherheit, senkt die Kosten durch weniger Anlagenstillstände und spart einen größeren Abnutzungsvorrat an. Dadurch steigt zwangsläufig die Bedeutung der vorausschauenden Wartung im Strategiemix der Instandhaltung. Ziele wie die Reduzierung der ungeplanten Reparaturen, Verkürzung der Reparaturzeiten und Anzahl der abgeschlossenen, geplanten Wartungen werden erreichbar.
6. Optimierung anhand von Auswertungen und Kennzahlen
Ein klassisches ERP-System ermöglicht es unter anderem, Auswertungen (Reportings) zu erstellen und Unternehmensprozesse auf dieser Basis kurzfristig zu verbessern. Dies hilft vor allem kleinen und mittelständischen Unternehmen, die durch einen geringen Aufwand hohen Nutzen erzielen können. Dabei ist es nicht wichtig, ob Material, Menschen, Maschinen, Kapital, Energie oder deren Zusammenspiel betrachtet werden – die Planung und Kontrolle von Prozessen ist ein elementarer Faktor für effizientes Arbeiten in einem Unternehmen. ERP-Systeme ermitteln Kennzahlen, die aus definierten Echtzeitdaten gebildet und an den Bedarf einzelner Abteilungen, Produktionsabschnitte oder sonstigen individuellen Bereichsanforderungen angepasst werden können.
Die Vorteile der Reports und Kennzahlen liegen auf der Hand. Der Aufwand für die Produktion kann bei gleichzeitiger Verbesserung der Produktqualität reduziert werden. Der Personaleinsatz wird zeitsparender geplant, Kosten werden minimiert und die Kundenbindung gesteigert, weil Aufträge optimal geplant und abgearbeitet werden. All dies ist möglich, wenn Analyseverfahren eines ERP-Systems mit stärker aggregierten Reports und Kennzahlen in Unternehmensstrategie integriert werden.
Die Krönung: ein ERP-Software Anbieter mit Branchen Knowhow
Die Lebensmittelindustrie - speziell die Fleischindustrie - hat individuelle Anforderungen an eine ERP-Software. Neben gesetzlichen Anforderungen und Vorgaben muss eine transparente und flexible Erfassung von Daten entlang der Supply-Chain möglich sein. Teilbereiche wie Warenannahme, Zerlegung und Produktion, Verpackung und Kommissionierung sowie Versand müssen in der Software abgebildet werden. Auch muss ein integriertes Qualitätsmanagement vorhanden sein. In einer ERP-Software für die Lebensmittelindustrie finden sich neben diesen Anwendungen noch zahlreiche weitere Funktionen, die bei allen spezifischen Herausforderungen unterstützen – etwa der Einhaltung von Kühlketten oder der Beachtung von Ablaufdaten.
Deshalb ist gerade im Umgang mit Fleischprodukten ein ERP-Partner mit Erfahrungen in der Fleischbranche wichtig. Branchenorientierte ERP-Anbieter kennen ihre Kunden und wissen um die Schwierigkeiten und Herausforderungen, die bei der Implementierung und dem Umgang mit der Software zu berücksichtigen sind. Bereits bei der ersten Begehung der Produktionsstätte hilft Erfahrung und Branchenwissen dabei, zu entscheiden, an welchen Positionen Daten erfasst werden müssen und welche Module im Unternehmen eingesetzt werden sollten. Ein erfahrener ERP-Software Anbieter spricht ihre Sprache, gibt Tipps bei der Implementierung aller wichtigen Funktionen zur Erfüllung Ihrer Anforderungen und Optimierung Ihrer Unternehmensprozesse und trägt mit seinen Services dazu bei, dass Sie langfristig noch besser werden.