Chancen der Digitalisierung für Geflügelproduzenten

Digitalisierung


So nutzen Geflügelproduzenten die Chancen der Digitalisierung

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Der weltweite Absatz von Geflügelfleisch boomt - ein Selbstläufer ist der Erfolg für die Produzenten aber nicht. Die Marktbedingungen sind anspruchsvoll, die Prozesse komplex und die Konsumenten achten vor allem auf den Preis. Was die Produzenten tun können, um den Herausforderungen effektiv zu begegnen, zeigt ein Besuch bei dem belgischen Geflügelverarbeiter Volys und Pivka, der Nummer zwei auf dem slowenischen Markt.

Es läuft gut für die Geflügelbranche: Ob in Asien, USA oder Europa – auf dem Weltmarkt glänzt das Weißfleisch-Segment mit hohen Wachstumsraten. Nach Einschätzung der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) stieg die globale Produktion 2018 auf etwa 121,6 Millionen Tonnen. Auch für 2019 prognostiziert die FAO ein Wachstum in einer relevanten Größenordnung. Doch wer sich als Produzent in dem Markt durchsetzen will, muss maximal effizient sein und jeden noch so kleinen Kostentreiber der margenschwachen Produkte im Griff haben. Zudem haben die Produkte nur eine sehr kurze Haltbarkeit, was zu einer hohen Prozesskomplexität führt.

 

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Pivka mit ERP und Pufferlager zur optimierten Push- und Pull-Produktion

Der slowenische Geflügelproduzent Pivka hat eine Antwort auf die Herausforderungen der Branche gefunden. Vor zwölf Jahren startete das Unternehmen mit einer umfassenden Digitalisierungsoffensive, die aus konkreten operativen Schwierigkeiten abgeleitet wurden: Bei Pivka gibt es einen mehrstündigen zeitlichen Abstand zwischen der Schlachtung der Tiere morgens um 5.00 und der Bearbeitung der Kundenaufträge ab 13.00 Uhr. Die Folge: Extreme Stoßzeiten und wenig effiziente Prozesse in den Produktions- und Verpackungsabteilungen. 

Die Lösung bestand in einer Kombination aus ERP-System und softwaregestütztem Pufferlager, um die gesamte Push- und Pull-Produktion perfekt auszubalancieren. In Kisten verpackt gehen die zerlegten Tiere heute automatisch und artikelweise in das Lager. Von dort aus werden sie bei Produktionsbeginn auftragsbezogen und just in time an die Linien befördert, verpackt und etikettiert. Zentrale Steuerungsinstanz ist dabei die Lagerverwaltung im ERP-System. Sie sorgt dafür, dass die richtigen Rohstoffe an den richtigen Linien eintreffen. Für eine maximale Transparenz an den Linien sorgen heute Industrie-PCs, die online mit dem ERP-System kommunizieren und den Mitarbeitern immer alle relevanten Daten zur Auftragsbearbeitung liefern. Im Gegenzug werden die Produktionsdaten direkt ins ERP übernommen. Dieser Echtzeit-Datenfluss ermöglicht den Managern einen genauen Überblick über das Geschehen: Alle wichtigen Fakten wie Lagerverbräuche oder Produktionsmengen stehen auf Knopfdruck zur Verfügung.

Produktion fit für das Wachstum gemacht

Durch die digitalisierten Prozesse kann sich Pivka noch besser dem Wettbewerb stellen. Die gesamte Organisation ist schneller geworden und arbeitet heute deutlich kosteneffizienter als noch vor einigen Jahren. Vor allem das Zusammenspiel zwischen ERP, Pufferlager und Datenerfassungspunkten in der Produktion hilft dabei, die Aufträge deutlich stressfreier abzuarbeiten. Und durch die verbesserte Abstimmung zwischen den Bestands-, Kapazitäts- und Bedarfsinformationen kann Pivka die Wünsche der Kunden hinsichtlich Verfügbarkeit und Frische der Produkte noch besser erfüllen.

Die positiven Effekte lassen sich natürlich auch an den Kennzahlen ablesen: Die Produktion konnte um rund 40 Prozent gesteigert werden und mit einem Jahresumsatz von 38 Mio. Euro ist Pivka inzwischen die Nummer 2 auf dem slowenischen Geflügelmarkt. Dennoch sieht der Geschäftsführer Janez Rebec keinen Grund, sich zurückzulehnen. Für ihn ist die Digitalisierung des Betriebs ein ständiger Prozess: „In den letzten zehn Jahren sind wir doppelt so stark gewachsen wie früher. Aber natürlich gibt es immer noch Dinge, die wir mit unserem ERP-System verbessern können.“

 

 

Volys mit hoher Liefergenauigkeit

Wie Pivka setzt auch der belgische Produzent Volys auf digitalisierte Prozesse, um den Schwierigkeiten des Marktes zu begegnen. Am Standort in Lendelede produziert das Unternehmen Wurstwaren, panierte Produkte, tiefgekühlte Waren und Gastronomieartikel, die weltweit vertrieben werden. Seit der Installation des ersten ERP-Moduls hat sich der leistungsfähige Betrieb sehr gut entwickelt. Produktions- und Kommissioniervolumen sind heute doppelt so hoch wie früher.

Das Idealbild einer papierlosen Fabrik hat Volys dabei in einigen Bereichen schon realisiert. Beispielsweise läuft in der Kommissionierung alles über mobile Endgeräte ab, Pickzettel sind hier schon lange nicht mehr im Einsatz. Um bei der kundenspezifischen Etikettierung jeden individuellen Wunsch erfüllen zu können, setzt Volys auf Informationscockpits an den Linien. Denn insgesamt sind 500 verschiedene Etikettenlayouts in Gebrauch, was eine Herausforderung für die Mitarbeiter darstellt.  „Durch die Visualisierung haben wir eine optimale Unterstützung für unsere Mitarbeiter. Falls doch mal ein Fehler passiert, wird das System sofort mit einer Fehlermeldung aktiv. Falschauszeichnungen und die fehlerhafte Zuordnung von Produkten zu einem Kundenauftrag sind ausgeschlossen“, freut sich Projektleiter Geert Werbrouck. Das Ergebnis dieser digitalen Optimierung: Die Liefergenauigkeit hat sich deutlich verbessert.

Neue Chancen durch smarte Technologien

Pivka und Volys zeigen, wie man durch digitale Optimierungswerkzeuge in einer anspruchsvollen Branche erfolgreicher wird. Sie helfen Geflügelverarbeitern
dabei, eine durchgängige Planung und Kontrolle vom Stall bis zur Auslieferung beim Kunden zu erreichen, flexibel auf Marktentwicklungen, Preisschwankungen und
Konsumentenwünsche zu reagieren, Kosten zu senken und die Absatzchancen optimal auszunutzen. Der konsequente und umfassende Einsatz smarter IT-Lösungen und die entsprechende Gestaltung der Prozesse in Produktion und Logistik zählen deshalb zu
den wichtigsten Maßnahmen, um langfristige Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit in der geflügelverarbeitenden Lebensmittelindustrie zu gewährleisten.

Viele erfolgreiche Produzenten gehen diesen Weg bereits. Plukon Poultry (Niederlande), Kneuss (Schweiz), Rossdown Natural Farms (Kanada), Cherkizowo (Russland), Kekava (Litauen) oder Almarai (Saudi-Arabien): Sie alle nutzen digitale Werkzeuge, Leitstände, Planungs- und Simulationsmodule, um die Wünsche der Kunden hundertprozentig zu erfüllen und auch Kleinaufträge wirtschaftlich herzustellen.

Welche konkreten Möglichkeiten es dazu gibt, darüber haben wir ein ausführliches Whitepaper erstellt: 

 

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