Digitalisierung und Automatisierung sind wichtige Hebel, um in der Getränkebranche bestehen zu können. Mit ihnen kann man die Kosten runterfahren, die Flexibilität erhöhen und Kunden glücklich machen. In meinem Blogartikel stelle ich Ihnen fünf Lösungen dazu vor.
Hätte man mich Anfang des Jahres gefragt, was die wichtigsten Themen der Getränkeindustrie im Jahr 2020 sind, wäre es mir schwer gefallen mich festzulegen. Heute sind die relevanten Themen praktisch vorgegeben. Denn Corona hat uns gezeigt: Digitalisierung und Automatisierung sind essentiell, um auf einem globalisierten Markt bestehen zu können. Und je schneller man sich digitalisiert, desto besser. Hier kommen fünf interessante Lösungen für Ihr Getränkeunternehmen.
Digitale Optimierung in der Produktion: Flexibel auf Verbraucherwünsche reagieren
Betriebswirtschaftliche Modelle und Theorien ändern sich, aber es gibt diesen einen Satz, der in Stein gemeißelt ist: „Der Kunde ist König!“ Und dessen Ansprüche an die Flexibilität der Hersteller wachsen stetig. Wer seine Produktion nicht innerhalb kürzester Zeit umrüsten kann, verliert Marktanteile auf dem globalen Markt. Dieses Schicksal teilt er dann mit demjenigen, der nicht flexibel auf unterschiedlichste Kommissionieranforderungen reagieren kann – Stichwort „Umformung von Produkteinheiten“.
Um aus diesen Herausforderungen eine echte Chance zu machen, müssen Produktion, Disposition und Lagerhaltung perfekt aufeinander abgestimmt sein – eine schwierige Aufgabe, die aber von modernen ERP-Systemen und ihrer Kompetenz beim Datenmanagement erledigt werden kann. Automatisierung ist ein weiteres Stichwort und hier denke ich nicht nur an die Automatisierung ganzer Produktionsanlagen. Schon ein WiFi-ausgeleuchtetes Lager kann in Kombination mit Mobile Devices das „Picken“ enorm beschleunigen, ebenso wie ein integrierter Depalettierer, der Absatzaufträge und Displays ganz nach Kundenwunsch zusammenstellt. Von der Firma Hauser Weinimport etwa weiß ich, dass sie so ihre Mitarbeiter effektiver einsetzen und die Kommissionierzeit erheblich reduzieren konnte.
Rückverfolgung von Prozessen und Produkten: Food Fraud den Kampf ansagen
Immer wieder macht die Lebensmittelbranche mit Fälschungen auf sich aufmerksam. Neben Olivenöl sind vor allem Fruchtsäfte, Wein, Kaffee und Tee betroffen.
Um Verbraucher zu schützen ist es wichtig Obstbauern, Verarbeiter, Abfüller und Händler zusammenzubringen und für eine transparente Produktionskette und lückenlose Rückverfolgung zu sorgen. Eine IFS-Zertifizierung signalisiert, dass entsprechende Kontrollmechanismen im Unternehmensprozess installiert sind. Für den Hersteller, aber auch den Inverkehrbringer bedeutet das: Sie müssen in jedem Teilprozess entsprechende Daten erheben oder eben auf diese zugreifen können. Ein ERP-System in Kombination mit einer engmaschigen Datenerfassung sind die notwendigen Voraussetzungen dafür. Das beginnt schon beim Anbau der Rohstoffe und endet erst am Point of Sale. Und mit der entsprechenden Dokumentation aller Prozesse im ERP sollte eine Zertifizierung heute niemandem mehr Kopfzerbrechen bereiten. A propos Rückverfolgung: wir bei CSB beschäftigen uns längst mit Blockchains für einen unverfälschten Integritätsnachweis im Rahmen des Wertschöpfungsprozesses – hier ein Artikel zum Thema.
Rezepturoptimierung: Knappe Ressourcen besser nutzen
Ein Blick auf die Rohstoffe: Wetterkapriolen wie Spätfrost oder die anhaltenden Dürreperioden der letzten Jahre sorgen im Obst- und Weinanbau regelmäßig zu Ernteeinbußen und setzen die Preise unter Druck. Der Gin-Boom sorgt für ein knappes Angebot an Wacholderrohstoff oder anderer Botanicals und auch die Bierindustrie sieht sich durch den Craftbeer Trend und den damit gestiegenen Verbrauch an Hopfen immer wieder einer Verknappung der Rohstoffe ausgesetzt. Der bestmögliche Einsatz der Ressourcen gewinnt so immer mehr an Bedeutung. Hier kommen Systeme zur Rezepturoptimierung ins Spiel. Sie stellen zu jedem Prozesszeitpunkt sicher, dass alle Rohstoffe stets im wirtschaftlich optimalen Verhältnis in die Halb- und Fertigfabrikate einfließen. Das gilt übrigens genauso für den Produktionsfaktor Arbeit. Definieren Sie heute schon für alle Mitarbeiter, welche Arbeitsschritte zu erbringen sind und nehmen diesen Input in die wirtschaftliche Gesamtkalkulation auf. Das Ergebnis ist eine lückenlose Deckungsbeitragsrechnung, mit der Sie Ihre Kosten viel besser im Griff haben.
CRM, EDI, BI: Dann klappt es mit dem LEH
Eine berühmte deutsche HipHop Band begann ein Lied mal so: „ARD, ZDF, C&A - BRD, DDR und USA - BSE, HIV und DRK - GbR, GmbH, ihr könnt mich…“ Würden diese fantastischen Jungs die gebräuchlichsten Abkürzungen der Gegenwart aufgreifen, dürften CRM, EDI und BI wohl nicht fehlen. Denn dahinter verbergen sich Software- lösungen, die Unternehmern die Arbeit erleichtern und komplexe Entscheidungsprozesse beschleunigen. Nehmen wir an, Sie produzieren Gin oder Craftbeer und wollen nach einer erfolgreichen Anlaufphase nun Ihre Produkte an den LEH liefern. Da die Margen kleiner werden und die Anforderungen größer, sollten Sie mit Ihren Prozessen und den Kennzahlen bestens vertraut sein. Business Intelligence oder kurz BI hilft Ihnen Daten zu sammeln, auszuwerten und visuell greifbar zu machen. Schnell wird klar, wo Potenziale liegen oder wo der Schuh drückt. Haben Sie Ihren Spotmarket gefunden, eine Listung erreicht und geht es darum die erste Lieferung loszuschicken, wird schnell klar wer „Ober“ und wer „Unter“ ist.
Fast alle großen Ketten haben standardisierte Stammdaten und fordern von Lieferanten, diese Strukturen einzuhalten. Mit dieser Erwartungshaltung müssen Sie sich also auseinandersetzten. Denn möchten Sie Ihren Gin oder Ihr Bier nun losschicken, werden Sie mit einer Flut an Formatanforderungen zu Artikelstamm und Lieferantendaten konfrontiert. Werden die Daten nicht konform aufbereitet, kostet die Pflege Zeit und Geld. Lieferung für Lieferung. Ein elektronischer Datenaustausch via EDI ersetzt diese lästige Arbeit und liefert dem Abnehmer schnell und standardisiert alle relevanten Daten. Damit sparen Sie nicht nur Zeit, sondern auch jede Menge Geld – bei jeder Lieferung.
Manipulationssichere Kassen: Ab in die Cloud mit den Daten
Lange wurde darüber nur diskutiert, ab Ende September 2020 ist sie in Deutschland verpflichtend – die technische Sicherheitseinrichtung (kurz TSE) für Registrierkassen oder ähnliche Aufzeichnungssysteme. Diese Kassen müssen also abgesichert werden, egal ob im Handel oder im Werksverkauf, ohne dass sie im Nachhinein verändert werden können. Quasi als Manipulationsschutz. Abgespeichert werden die Daten entweder auf einem herkömmlichen Speichermedium oder, die etwas zeitgemäßere Variante: in der Cloud. Letzteres spart nicht nur Kapazitäten, sondern ist auch sicherer. Denn im Gegensatz zur Cloud können Speicherkarten zerstört werden oder verloren gehen.
ERP als Basis der Digitalisierung in der Getränkebranche
Ich vergleiche die Digitalisierung gerne mit einer Straßenkarte. Viele Wege führen nach Rom, aber die Straßenkarte der digitalen Gegenwart ist ganz schön verzweigt. Umso wichtiger ist ein Navigationssystem, das Leitplanken schafft und Sie sicher in Richtung Digitalisierung führt. Aus meiner Sicht kann genau das nur ein ERP-System leisten, es ist ganz einfach die Basis für viele Digitalisierungsprozesse. Und einige Getränkeunternehmen sind hier schon große Schritte gegangen. Der Saftproduzent Beckers bester etwa vernetzt gerade schon seine Anlagen mit dem ERP. Die Smart Factory kommt also auch in der Getränkebranche.