Die Blockchain ist eine interessante Technologie, aber hält sie auch was sie verspricht? Warum das internetbasierte Informationssystem die Nahrungsmittelbranche umkrempeln könnte – und wie sich Unternehmen der Technologie nähern können.
Im Finanzsektor hat sie schon einen kleinen Siegeszug hinter sich, jetzt soll sie auch in der Foodbranche antreten. Die Rede ist von der Blockchain-Technologie. Dahinter verbirgt sich eine dezentrale Datenbank in der Cloud, die chronologisch aktualisiert wird und eine stetig wachsende Liste von Transaktionsdatensätzen vorhält. Wie bei einer Kette werden am unteren Ende der Blockchain permanent neue Elemente hinzugefügt, bis ein Block vollständig ist. Dann wird der nächste Block erzeugt, wobei jeder Block eine Prüfsumme des vorhergehenden Blocks enthält.
Was sehr theoretisch klingt, könnten Vorposten einer disruptiven Veränderung der Supply Chain sein. In einem aktuellen Artikel in der Lebensmittelzeitung etwa schreiben Cornelius Herzog und Philipp Oest von der Unternehmensberatung Oliver Wyman, Blockchain habe das „Potenzial, die Supply Chain zu revolutionieren.“
Sichere Lebensmittel durch Blockchain
So könnte die Blockchain zukünftig wohl in vielen Bereichen der Nahrungsmittelbranche wertvolle Unterstützung leisten - und dabei bisher etablierte Verfahren und Technologien verdrängen. Ein konkretes Anwendungsszenario ist die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln. Blockchains speichern Daten in einer dezentralen, cloud-basierten Datenbank in einem revisionssicherem Format. Dies erlaubt einen rechtssicheren Austausch zwischen einer beliebigen Anzahl von Akteuren – vom Lieferanten über den Produzenten, Großhändler, Logistiker und Einzelhändler bis hin zum Kunden. Da alle mit demselben Datensatz arbeiten, kann jede Transaktion in realtime, aber auch noch nach langer Zeit transparent zurückverfolgt werden. Inkonsistente oder gar fehlende Informationen, papierbasierte Dokumentation und Schnittstellenprobleme beim Austausch von Daten: mit der Blockchain-Technologie können viele Schwachstellen heutiger Lieferketten beseitigt werden. Das wirkt sich nicht nur positiv auf Kosten und Schnelligkeit aus. Am Ende macht es die Lebensmittel auch sicherer. Herkunftsinformationen, Losnummern, Produktionsdaten, MHDs, Kühlkettendokumentationen - all diese Daten sind in der Blockchain gespeichert. Verunreinigte Produkte lassen sich so im Handumdrehen identifizieren und aus dem Verkehr ziehen.
Schrittweise in die Supply Chain einbinden
Wer die Vorteile der Blockchain nutzen will, dem empfehlen die Berater von Wyman eine schrittweise Einbindung in die Supply Chain und den Aufbau einer internen Blockchain-Datenbank, um sich mit der Technologie vertraut zu machen. Im zweiten Schritt solle die Datenbank auf vor- und nachgelagerte Akteure erweitert und der Datenaustausch gefördert werden. „Zuletzt werden dann alle Akteure der Supply Chain bis hin zu den Verbrauchern eingebunden. Am Ende steht ein besseres Einkaufserlebnis für die Kunden, eine höhere Wertschöpfung entlang der gesamten Lieferkette sowie effizientere Prozesse und damit Kostensenkungen“, so Herzog und Oest. Mehr unter www.oliverwyman.de