Digitalisierung


Vom Hype zur Handlung! Wie sich erfolgreiche Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie digitalisieren

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Die CSB-Digitalisierungsstudie 2020 hat den aktuellen Status der Digitalisierung von Food & Beverage-Unternehmen, Herausforderungen und wichtige Trends in der Branche analysiert. Drei Gründe, warum das Thema für Entscheider erfolgskritisch ist.

Hoher Preisdruck, sich verändernde Wünsche der Verbraucher und zunehmende Anforderungen des Gesetzgebers sind heute die drei wichtigsten Herausforderungen für die Unternehmen. Das hat die aktuelle CSB-Studie zur Digitalisierung in der Food & Beverage Industrie ergeben, an der mehr als 100 Entscheider aus Afrika, Asien, Australien, Europa, Süd- und Nordamerika teilgenommen haben. Und die Strategie der Unternehmen ist eindeutig: Die meisten nutzen die Digitalisierung vor allem zur Optimierung ihrer Managementprozesse (66%), der Flexibilisierung ihrer Organisation (62%) und der Optimierung ihrer Abläufe in Produktion und Logistik (60%).

Die wichtigen Ziele der Digitalisierung von Food-Unternehmen

Die unternehmensinterne Optimierung steht also bei der Digitalisierung im Fokus. Nur die wenigsten haben eine umfassende digitale Transformation oder Disruption auf der Agenda. Wie auch, sind die erzeugten Nahrungsmittelprodukte nicht virtueller Natur und können daher nicht - anders als etwa in der Finanzbranche - „wegdigitalisiert“ werden.Vom Hype zur Handlung: Digitalisierung in der Lebensmittelindustrie  Über 100 Entscheider der internationalen Lebensmittel- und Getränkebranche  standen uns Rede und Antwort zu Status, Herausforderungen und Aussichten der  Digitalisierung.  Mehr erfahren

Knapp 30 Prozent der Studienteilnehmer aus der Food-Branche nutzen Digitalisierung überhaupt nicht, um neue Produkte oder Dienstleistungen zu kreieren. 2,5 Prozent realisieren derzeit mit digitalen Produkten und Services einen Umsatzanteil von 20 Prozent. Auch wenn eine digitale Disruption in der Lebensmittel- und Getränkebranche eher unwahrscheinlich ist, zur Tagesordnung überzugehen, wäre für Entscheider dennoch ein Trugschluss. Aus drei Gründen:

 

1. Digitalisierung und Automatisierung senken Kosten

Wenn Preisdruck die größte Herausforderung ist, gilt es, die Effizienz weiter zu steigern. Hier sehen die Unternehmen noch Kostenpotentiale entlang der gesamten Wertschöpfungskette. 66 Prozent im Einkauf, 64 Prozent in der Produktion und 55 Prozent in der Logistik. Das Supply Chain Management ist daher auch der Unternehmensbereich, der gerade besonders in den Digitalisierungsfokus rückt. Hier sind erst 24 Prozent mit dem erreichten Status der Digitalisierung zufrieden, 27 Prozent arbeiten hier an einer weiteren Digitalisierung. Apropos Kosten. Sie sind nur in 28 Prozent der Unternehmen eine Hürde bei der weiteren Digitalisierung. Mit 53 Prozent sind es die fehlenden Mitarbeiter (-kompetenzen), mit 44 Prozent das fehlende Wissen über die technischen Möglichkeiten und 43 Prozent sehen in der Unternehmenskultur die größten Hindernisse.

2. Digitalisierung wird für die Interaktion mit Handel und Verbrauchern überlebenswichtig

Auffallend ist der zunehmende Fokus auf den Verbraucher. Seine Wünsche rangieren mittlerweile bei den Herausforderungen noch vor den strengen Anforderungen des Lebensmitteleinzelhandels sowie den Anforderungen des Gesetzgebers. Ich denke, dass dies auch mit dem zunehmenden Endkundengeschäft – auch über das Web – und der größeren Verfügbarkeit von Marktdaten zu sehen ist. Mit einem besseren Verständnis für den Endverbraucher stärken Lebensmittelproduzenten ihre Wettbewerbsposition im Vergleich zu den Mitbewerbern und die Verhandlungsposition gegenüber dem Handel. Entsprechend wichtig ist den Befragten auch die Digitalisierung in Sales, Marketing und CRM: 73 Prozent geben an, dass sie hier bereits Lösungen einsetzen oder sich in der Planungsphase befinden.

3. Digitalisierung benötigt keine Raketentechnologie, vorhandene Technologien bei weitem noch nicht ausgeschöpft

Ein wesentliches Merkmal der Entscheider von Foodbetrieben ist ihre Praxisorientierung. Und die kommt auch im Reifegrad unterschiedlicher Technologien zum Ausdruck: Digitale Lösungen werden da eingesetzt, wo sie im Tagesgeschäft einen Vorteil bringen. So weisen vor allem das ERP-System, Cloud-Lösungen und die vorausschauende Instandhaltung einen hohen Reifegrad auf. 58 Prozent setzen ein ERP-System ein, für weitere 31 Prozent ist eine Implementierung in Planung oder zumindest von großem Interesse. Die Studie zeigt aber auch, dass die Möglichkeiten des ERP-Systems bei der Digitalisierung noch nicht optimal genutzt bzw. erkannt werden. Neben den klassischen Anwendungsfeldern im Controlling, bei Kalkulation und bei Planungsprozessen gibt es sowohl im Top-Floor als auch im Shop-Floor viele weitere Einsatzmöglichkeiten.

Das größte Interesse besteht an Künstlicher Intelligenz und dem Internet of Things. Allerdings: Bei Planung und Umsetzung spielen diese Themen heute noch kaum eine Rolle. Gleiches gilt für die Blockchain, die im Ranking der Technologien auf dem letzten Platz landet. Offenbar ist die Blockchain für die Unternehmen immer noch nicht relevant genug. Ein ähnliches Ergebnis zeigte übrigens unsere Studie aus dem Jahr 2018.

Das ERP-System hat hohem Reifegrad in der Lebenmittelindustrie

Drei Gründe für Digitalisierung - Drei Vorgehensweisen

Viele Wege führen nach Rom, und zumindest drei unterschiedliche Vorgehensweisen haben wir bei der Digitalisierung entdeckt. In unserer Studie kristallisierten sich drei verschiedene Entscheidertypen mit jeweils unterschiedlichen Strategien heraus: Beziehungsoptimierer, Ökosystemerbauer und Prozessingenieure. Die Prozessingenieure bilden dabei die größte Gruppe in der Studie. Sie setzen Digitalisierungsmaßnahmen vor allem ein, um effiziente Abläufe weiter zu verbessern. Die Strategie der Beziehungsingenieure beruht vor allem auf guten Kundenbeziehungen. Durch personalisierte Kundenansprache soll das bestehende Beziehungsnetzwerk gefestigt und kontinuierlich optimiert werden. Zudem spielen die Kommunikation mit den Kunden und die Wahrnehmung ihrer Bedürfnisse für diese Gruppe eine wichtige Rolle. Ökosystembauern setzen auf eine Strategie neuer Partnerschaften. Sie sehen ihre strategische Stärke, in einem Mix aus exzellenten Produkten und guten Kundenbeziehungen, gehen aber wesentlich stärker als die anderen Teilnehmer neue Kooperationsmodelle und Partnerschaften ein.

Bei den Lebensmittelbetrieben dominieren die Prozessingenieure

Vom Hype zur Handlung

Seit 2017 führen wir die CSB-Digitalisierungsstudie durch. Wir stellen im Vergleich zu den Vorjahren fest, dass der prozentuale Anteil der Teilnehmer, die mehr in IT und Technologien investieren im Vergleich zu den Vorjahren steigt. Möglicherweise erkennen die Unternehmen, dass besonders die Lebensmittelhersteller Chancen auf profitables Wachstum haben, die gute Produkte mit digitalisierten Prozessen verbinden – unabhängig davon, ob sie Prozessingenieure, Beziehungsoptimierer oder Ökosystembauer sind. Jedenfalls ist Digitalisierung kein Hype, sondern führt in den Unternehmen aus der Lebensmittel- und Getränkebranche zu konkreten Handlungen.

Mehr über die Digitalisierungsstudie 2020

Es gibt in dem 20seitigen Studienband noch eine Fülle von Zahlen und Fakten zur Digitalisierung in der Food & Beverages Branche. Die CSB-Digitalisierungsstudie ist übrigens die einzige mehrjährige internationale Erhebung zum Status und zur Zukunft der Digitalisierung in der Lebensmittel- und Getränkebranche. Der Studienband der aktuellen Studie und die Studien der Jahre 2017 und 2018 können hier kostenfrei heruntergeladen werden: Studie 2020 herunterladen