Die Vernetzung von Produktionsmaschinen gehört zu den anspruchsvollsten Projekten bei der Digitalisierung von Lebensmittelbetrieben. Doch das Potenzial ist gewaltig. Ein süddeutscher Wurstproduzent bindet deshalb die Füllerlinien an sein ERP-System an. Das Ziel: Absolute Transparenz über den Prozess.
Durch die Vernetzung der Maschinen des Herstellers Handtmann mit der ERP-Software von CSB-System sollen schon bald viel mehr Informationen über den Füllprozess gewonnen und intelligent genutzt werden. „Wir wollen dieses Potenzial für unsere Betriebe stärker nutzen. Es ist noch lange nicht ausgeschöpft“, sagt Jan Seidel, Geschäftsführer der traditionsreichen Wolf-Firmengruppe. Dazu wird die Kommunikation zwischen Maschinen und Software weiter ausgebaut. Schon heute werden die im ERP-System vorhandenen Aufträge direkt auf die Handtmann Communication Unit (HCU) der Füllmaschinen übertragen und die Füllmengen zurückgemeldet.
Ständiger Dialog zwischen Maschine und Software
Im aktuellen Projekt werden die Schnittstellen zur HCU so konzipiert, dass neben den Informationen über Artikel und Menge auch die Daten der einzelnen Füller, die Reihenfolgen, die Anzahl an Bedienpersonal und die benötigten Rüst- und Füllzeiten übergeben werden. Die HCU übernimmt weitere Aufgaben wie die Begrenzung von einstellbaren Parametern und die Gewichtsregelung. Die Qualitätsdaten werden in der HCU erfasst und können so direkt in die Lieferantenbewertung mit einfließen. Zusätzlich soll die Instandhaltung integriert werden: Störungen können künftig direkt am Füller gemeldet und so ein zentraler, dokumentierter Ablauf des Reparaturvorgangs angestoßen werden.
Der Ablauf im Einzelnen:
- Die Abteilungsplanung erfolgt im ERP-System. Der Plan wird an die HCU übergeben.
- Innerhalb der HCU kann die Planung nochmals angepasst werden, zum Beispiel durch eine Feinplanung oder bei Ad-hoc-Reaktionen auf betriebliche Notwendigkeiten. Alle Anpassungen werden direkt mit den Daten im ERP-System synchronisiert.
- Die HCU kommuniziert online mit den Füllanlagen. Die Auftragsinformationen sowie die notwendigen Zusatzinformationen werden am Füllerdisplay angezeigt und abgefragt.
Ein weiterer wichtiger Schritt zur OEE
Durch dieses Zusammenspiel von Maschinensoftware und ERP-System ist neben dem Monitoring der Abteilung auch jederzeit ein Soll-Ist-Vergleich der Plandaten mit den Istdaten möglich. Das Resultat: Ein weiterer Schritt zur Ermittlung der OEE-Kennzahl (Overall Equipment Effectiveness). Diese ist im heutigen Wettbewerb eine der wichtigsten Produktionskennzahlen, denn sie misst die Effizienz von Anlagen oder ganzen Abteilungen und ist damit die Grundlage für objektive Aussagen und Vergleiche.
Bessere Kontrolle über Abteilungen, Maschinen und Margen
Die Vernetzung der Füllmaschinen mit dem ERP-System ist das erste Teilprojekt, das auf die Kooperation zwischen Handtmann und CSB zurückgeht. Weitere Projekte, auch international, sollen folgen. Die vernetzte Produktion bietet Lebensmittelproduzenten viele wirtschaftliche Vorteile, etwa eine Optimierung der Ressourcen oder ein umfassendes Qualitätsmanagement. Der wirkliche Quantensprung aber ist die bessere Kontrolle über die einzelnen Abteilungen, Maschinen und Margen.
Digitalisierung ist Grundlage für ein erfolgreiches Geschäft
Für den Produzenten Wolf sind Digitalisierungsprojekte nichts Neues. Vor über 20 Jahren implementierte der Mittelständler das erste ERP-System an seinen vier Standorten. Das damals noch weit entfernte Ziel: Die papierlose Fabrik. Heute nutzt das Unternehmen die CSB-Software, um die Produktion zu planen, die Rezepturen zu optimieren, aber auch um Transportkosten zu sparen oder die Rückverfolgbarkeit sicherzustellen.
Doch mit der Analyse der Maschinendaten geht Wolf einen großen Schritt weiter. Denn in Zukunft dürften die Daten, die viele Wettbewerber gar nicht nutzen können, zu einem enormen Erfolgsfaktor werden. Jan Seidel: „Wir wollen auch bei der Digitalisierung ein Weltklasseniveau erreichen. Das ist für uns die Grundlage eines erfolgreichen Geschäfts.“