Nur rund 1 Prozent der in der Produktion anfallenden Daten wird laut einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey sinnvoll genutzt. Ein enormes Potenzial liegt demnach brach, wenn man den von McKinsey befragten Entscheidern aus Deutschland, Japan und den USA Glauben schenkt.
Doch mit Industrie 4.0 nimmt auch das Thema Industrial Analytics Fahrt auf. Dazu ist die Produktionsdatenerfassung und -nutzung in der Wertschöpfungskette zentral. Zwar haben laut einer aktuellen Studie der Digital Analytics Association viele Unternehmen derzeit noch Schwierigkeiten, Maschinendaten zu erfassen und auszuwerten. Die meisten aber bestätigen, dass dies spätestens in fünf Jahren eine Kerndisziplin sein wird. Neben Umsatzwachstum erwarten sie vor allem eine höhere Kundenzufriedenheit sowie eine bessere Produktqualität.Was ist mit den älteren Maschinen?
Erste Praxisbeispiele zeigen auch, dass viele Nahrungsmittelbetriebe die Weichen gestellt haben und ihre Produktions- und Verpackungsmaschinen vernetzen und an ihre ERP-Systeme andocken. Doch was ist eigentlich mit den Maschinen älteren Baujahrs, die jetzt noch im Einsatz sind? Können diese problemlos über Schnittstellen mit der ERP-Software kommunizieren, um die Produktionsdaten abzugreifen? Oder wird die vierte industrielle Revolution zur Endstation für ältere Maschinen? Letzteres wäre ein riesiger finanzieller Verlust, gerade für mittelständische Betriebe.
„Diese Sorge ist zumindest aus ERP-Sicht in vielen Fällen unbegründet“, sagt Dr. Peter Schimitzek, Vorstandsvorsitzender der CSB-System AG. Er ist einer der Softwarepioniere der Branche und weiß, wovon er spricht. Gute Nachtrichten also für Nahrungsmittelproduzenten, denn die Möglichkeit des Retrofittings statt einer kompletten Neuanschaffung von Anlagen ist mit entscheidend für die Akzeptanz und die Einführung von Industrie-4.0-Lösungen.
„Wichtig ist, dass die Software-Architektur des ERP-Systems es erlaubt, jegliche Maschinensteuerungen anzubinden, sofern diese ihrerseits den Datenzugriff von außen zulassen.“ Die ERP-Software von CSB-System etwa verfüge über einen eigens programmierten, maschinenspezifischen Kommunikationstreiber, der die Daten zur Maschine überträgt und aus der Maschine ausliest. „Mithilfe dieser Kommunikationsschicht verhält sich jede Maschine für das ERP-System gleich. Das heißt: Die Anbindung einer Maschine und die Verarbeitung bzw. Auswertung der Maschinendaten erfolgen standardisiert.“
Mehr Entscheidungsintelligenz für Molkereibetrieb
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein mittelständischer Molkereibetrieb hat kürzlich eine Leitstandlösung implementiert, die schrittweise weiter ausgebaut wird. Damit kann das Unternehmen die Gesamtanlageneffektivität seiner Maschinen und Anlagen optimieren, denn die Lösung liefert Real-time-Daten über die aktuelle Auslastung und die Leistungen der Maschinen und Anlagen. Diese Daten wiederum dienen als Entscheidungsgrundlage für das Management und die Produktionsleitung. So können Engpässe, Stillstände, schlechte Maschinen-Performance und unzureichende Kapazitäten rechtzeitig erkannt werden. Von dieser „Entscheidungsintelligenz“ profitieren Geschäftsführung, Produktionsleitung und Linienmitarbeiter gleichermaßen.
Moderne Maschinensteuerungen sind natürlich standardmäßig mit entsprechenden Schnittstellen ausgestattet, so dass die CSB-Software „lesend“ und/oder „schreibend“ auf die Maschine zugreifen kann. Aber auch Maschinen älteren Jahrgangs können meist mit einer Schnittstelle nachgerüstet werden. Nur in Einzelfällen muss die Steuerungseinheit, also die SPS (SPS = Speicher Programmierbare Steuerung), der Maschine ausgetauscht werden.
Und auch der Aufwand bei Administration der Schnittstellen im Nachgang von Release-Wechseln ist laut Dr. Schimitzek überschaubar. „Das liegt ganz einfach daran, dass die Maschinenanbindung durch unseren Kommunikationstreiber erfolgt. Die CSB-interne Schnittstelle zu diesem Kommunikationstreiber ist seit über 30 Jahren standardisiert und von den eigentlichen ERP-Prozessen gekapselt. Ein Release-Wechsel unseres ERP-Systems hat demnach keinen Einfluss auf die Maschinenanbindung. Wir haben uns einen eigenen Standard geschaffen.“
Die vierte industrielle Revolution kann kommen – denn auch ältere Maschinen lassen sich digitalisieren.