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Lidl stoppt ERP-Projekt: Warum Elwis gescheitert ist und wie man es bessern machen kann

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Die Einführung eines neuen ERP-Systems ist alles andere als ein Selbstläufer: Diese Erfahrung hat jetzt auch der Lebensmitteldiscounter Lidl gemacht. Geschätzte 500 Mio. Euro hatte Lidl seit 2011 investiert, um sein altes Warenwirtschaftssystem durch eine SAP-Lösung namens Elwis zu ersetzen. Jetzt haben die Verantwortlichen reagiert und die Notbremse gezogen. Wie lässt sich so etwas vermeiden?

Die Nachricht über das gestoppte Lidl-Projekt schlug in Branchenkreisen ein wie eine Bombe. "eLWIS auf HANA-Basis ist tot" titelte die Computerwoche, "Lidl versenkt mehrere hundert Millionen" schrieb die Lebensmittelzeitung. Auch international zog das Projekt viel Aufmerksamkeit auf sich.

Was Lidl verkraften kann, hätte im Mittelstand gravierende Folgen

Doch was für einen Milliarden-Konzern offenbar zu verschmerzen ist, hätte bei einem mittelständischen Lebensmittelbetrieb weitaus schlimmere Folgen. Denn wer ohnehin schon mit teuren Rohstoffen und niedrigen Margen zu kämpfen hat, kann es sich einfach nicht leisten, jahrelang viele teure Software-Tüftler für die Implementierung eines kommerziellen Warenwirtschaftssystems zu bezahlen – um schlussendlich doch lieber die bisherige (eigene) Software weiter zu entwickeln. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass so eine Geschichte gut ausgehen würde.

Was bei einem solchen ERP-Fail aber am gravierendsten wäre, sind die Auswirkungen auf das Tagesgeschäft: Längere Zeit mit einem unbrauchbaren ERP-System zu arbeiten, ist wie ein Ritt auf der Rasierklinge. Denn funktionale Schwächen, mangelnde Integration oder schlechte Erweiterbarkeit der Unternehmenssoftware sind der Tod von Effizienz, Datenverfügbarkeit und Transparenz. 

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Höchste Zeit also für ein paar grundlegende Empfehlungen für eine sichere ERP-Einführung:

  • Holen Sie alle Betroffenen und Ihr Management von Anfang an ins Boot! Befragen Sie sie nach ihren Wünschen und geben Sie ihnen ein Stimmrecht bei der Auswahl. So schaffen Sie Commitment und stellen sicher, dass vorhandenes Wissen um Prozesse in die Lösung einfließt. Drei wichtige Tipps bei der ERP-Auswahl gibt es hier.  
  • Planen Sie die Umsetzung strategisch: Definieren Sie Umfang, Budget, Ressourcen, Zeit und Qualität des Projekts, um es anhand dieser Vorgaben bewerten zu können. Orientieren Sie sich hierbei an den vorab definierten Kernprozessen und Kerngeschäftsfeldern. Fragen Sie Ihre Berater auch nach agilen Methoden – sie helfen, Zeit zu sparen.
  • Damit eine Migration schnell gelingt, müssen Daten aufbereitet, bereinigt und konvertiert werden – eine Aufgabe, die alle Stamm- und Bewegungsdaten berücksichtigen muss und zeitlich eher großzügig geplant werden sollte. Achtung: Denken Sie hier an die revisionssichere Archivierung nicht übernommener Daten!
  • Eine gute Dokumentation ist von Anfang an wichtig. Das beginnt bei einem Pflichtenheft und geht bis zur steuerrechtlich relevanten Dokumentation des Übergangs zum neuen System.
  • Klären Sie Verantwortlichkeiten und stellen Sie sicher, dass jeder weiß: Die Einführung des neuen Systems ist Chefsache.
  • Sorgen Sie dafür, dass genug Ressourcen für die Implementierung zur Verfügung stehen. Auch Controlling, Überwachung und Management des Projekts kosten Zeit und Geld. Nicht selten verzögern personelle Engpässe das Going-live.
  • Testen Sie, bevor Sie live gehen. Am besten tun Sie das vielleicht zunächst nur in einem Teilbereich oder lassen das Altsystem noch eine Weile parallel laufen.
  • Beginnen Sie nicht zu spät mit den Schulungen – und geben Sie Power-Usern früh intensivere Trainings.
  • Planen Sie Optimierungen ein. Oft ergeben sich sinnvolle Anpassungen und Erweiterungen erst während der Implementierung.

Den Auswahlprozess methodisch angehen

Moment, das ging etwas schnell. Denn bevor Sie ein ERP-System implementieren können, müssen Sie erstmal das beste für Ihr Unternehmen finden. Keine einfache Aufgabe, aber wir haben den richtigen Ratgeber für Sie: 9 Kriterien für eine erfolgreiche ERP-Auswahl.