Wer ein neues Fleischwerk baut oder seinen Betrieb modernisiert, hat viele Fragen. Eine davon höre ich bei meinen Kunden immer wieder: Was muss ich alles bei der Digitalisierung beachten? Meine wichtigsten Tipps zum Thema habe ich im Blogartikel zusammengefasst.
Einen Überblick über wichtige KPIs verschaffen
Als Entscheider wissen Sie genauso gut wie ich: Man kann nur das steuern, was man auch messen kann. Daher ist das Management Cockpit das Wichtigste an Ihrem neuen Betrieb. Ob in der Zerlegung, in der Produktion oder im Lager – nur mit den richtigen Kennzahlen und KPIs sind Sie in der Lage, die Leistung zu überwachen, Probleme zu erkennen und gezielt einzugreifen, um ihre Betriebsabläufe weiter zu optimieren.
Dabei zählen vor allem harte Fakten wie Deckungsbeiträge, Vor- und Nachkalkulationen Umsatzzahlen. Bekommen Sie diese Informationen auf Knopfdruck? Gut, dann können Sie etwas gelassener und besser auf die Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten reagieren. Erst vor Kurzem hat uns die afrikanische Schweinepest vor Augen geführt, welche dramatischen Auswirkungen eine Verknappung von Rohstoffen hat: Selbst gut aufgestellte Betriebe standen plötzlich aufgrund des deutlich höheren Schweinepreises heftig unter Druck.
Daten im Fleischbetrieb konsequent erfassen
Weshalb haben manche Fleischbetriebe eigentlich bessere Daten zur Verfügung als andere? Aus meiner Sicht ist es die Datenerfassung, die den Unterschied macht. Je konsequenter man die Prozess- und Betriebsdaten erfasst, desto besser! Schließlich müssen die IT-Systeme, allen voran das ERP-System, mit den Daten von der Rohstofflieferung bis hin zum Versand der Fertigprodukte gefüllt werden. Erst in einem zweiten Schritt können Sie und Ihre Manager von aussagekräftigen Zahlen profitieren. Das Plus an Transparenz hilft Ihnen, mehr aus Ihren Prozessen und Produkten herauszuholen. Dabei gilt: Auch Marginal Gains, also minimale Zugewinne in einzelnen Bereichen, können zusammen eine große Wirkung entfalten, wie die untenstehende Grafik grob vereinfachend zeigt.
Und hier ein ganz konkretes Beispiel aus der Praxis: Allein durch die Integration von Waagen ins ERP-System konnte der amerikanische Fleischbetrieb Square-H Brands ein genaueres Reporting aufbauen, dadurch intelligentere Entscheidungen treffen und laut Geschäftsführer Noah Haskell auch noch richtig viel Geld sparen: „Ein paar Tausend Dollar jeden Monat, da wir festgestellt haben, dass unser Verlustgewicht viel höher ausfiel als angenommen. Da konnten wir dann reagieren."
Software first: Die Informationstechnologie priorisieren
Die beiden vorangegangenen Punkte zeigen schon: Wenn es etwas werden soll mit dem geplanten Mehrgewinn durch Ihren neuen Fleischbetrieb, dann ist die Kooperation mit dem richtigen IT-Partner von strategischer Bedeutung. Denn in Zeiten der Digitalisierung ist der Bau eines neuen Betriebs immer auch ein IT-Projekt. Wer hier die falsche Wahl trifft, wird sich später schwer damit tun, sie zu korrigieren. Der Austausch einer Maschine mag noch vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen sein – bei einem ERP-System, das tief in die Prozesse und den Unternehmenskern von Fleischtrieben eingreift, ist der Schwierigkeitsgrad um ein Vielfaches höher. Apropos: Wie man die richtige ERP-Software auswählt und welche Anforderungen sie erfüllen muss – dazu haben wir zwei Artikel auf unserem Blog veröffentlicht:
8 Anforderungen an ERP-Systeme für die Lebensmittelindustrie
ERP-Software: Was Foodbetriebe bei der Auswahl beachten sollten
Automations- und Robotertechnologie integrieren
Moderne Automationslösungen sind die Grundpfeiler der Smart Meat Factory geworden. Daher schaue ich mir regelmäßig die Entwicklungen speziell in der Intralogistik an. Viele Fleischbetriebe und Logistikpartner haben hier wegweisende Standards entwickelt – insbesondere bei automatisierten Produktions- und Verpackungsanlagen, teilautomatisierten Kommissionierungssystemen, automatischen Depalettierungsanlagen, Sortieranlagen sowie Hochregallagern für Paletten oder Einzelkisten.
Werfen Sie einfach mal einen Blick auf die vielen Fleischwerke des Handels, ich denke vor allem an das EDEKA-Werk in Rheinstetten. Selbst Branchenkenner waren bei dessen Eröffnung im Jahr 2012 überrascht vom hohen Automationsgrad und der enormen Leistungsfähigkeit des Betriebs. Und auch heute - acht Jahre später - sind die nackten Zahlen immer noch beeindruckend:
- Belieferung von über 1.100 EDEKA-Filialen täglich
- 650 Tonnen Produktions- und Kommissioniervolumen pro Tag
- 100.000 Picks pro Stunde
- 800 Mitarbeiter
- 2.500 Verkaufsartikel
Die Weichen für Zukunftstechnologien wie KI stellen
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz (KI). Oder gar Brain-Interfaces, bei denen die Anwender die Maschinen kraft der Gedanken steuern. Gerade bei KI tut sich momentan unheimlich viel, erste Hersteller testen die Technologie bereits. Daher glaube ich: All das wird irgendwann Normalität. Schaut man sich die fortschrittlichen Bildverarbeitungssysteme von heute an, basieren diese ja auch Projekten, die teilweise 20 Jahre und länger her sind.
Umso wichtiger ist es, dass Sie in Ihrem neuen Betrieb die Rahmenbedingungen für die Zukunft schaffen. Wenn schon die Konstruktion Ihres Werks darauf ausgelegt ist, sich an neue Lösungen anzupassen, können die Technologien von morgen schneller und einfacher eingeführt werden.
Digitalisierung von Fleischbetrieben ist notwendig
Die Digitalisierung eines Fleischbetriebs ist nicht nur möglich und sinnvoll, sie ist für das wirtschaftliche Überleben absolut notwendig Ob Sie eine neue Fabrik bauen oder eine bestehende erneuern - einige zentrale Erfolgsfaktoren sollten Sie beachten. Gehen Sie pragmatisch und visionär an Ihr Projekt, denn durch die Digitalisierung und Automatisierung
- reduzieren Sie die Produktionskosten aufgrund höherer Effizienz und mehr direkt verfügbaren Daten,
- steigern Sie die Produktivität bei gleichem Ressourceneinsatz,
- verbessern Sie die Qualität durch die Vermeidung von Fehlern.
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