Corona beschert dem Online-Handel mit Lebensmitteln massive Wachstumsraten. Der aktuelle Boom ist wohl eine Preview auf den Lebensmittelverkauf der Zukunft. Was bedeutet das für Produzenten und Händler?
Die Corona-Krise wird für produzierende Betriebe und Handelsunternehmen längerfristig zu einer großen Chance – vorausgesetzt, sie können ihre Lebensmittel über eigene Webshops oder auf Plattformen wie Amazon verkaufen. Denn nach Angaben der Lebensmittelzeitung erhöhten sich in Deutschland die Bestellungen im Internet im März 2020 um gut 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. In anderen Ländern dürfte der Anstieg vielleicht sogar noch sprunghafter sein.
Damit ist die Krise der Durchlauferhitzer für einen Trend, den Experten seit Längerem kommen sehen. Die Beratungsfirma Oliver Wyman prognostizierte jüngst, der Onlineumsatz mit Lebensmitteln werde sich bis 2030 mindestens verfünffachen. Schon 2019 schätzte eine Studie der Unternehmensberatung Kearney die Marktchancen positiv ein: Zwar kaufen die Verbraucher immer noch am liebsten direkt im Geschäft, aber ein Teil der Lebensmitteleinkäufe verlagert sich ins Internet. Insbesondere die Nische - so das damalige Fazit - sei lukrativ, wenn sie richtig angesprochen wird.
E-Food funktioniert nur, wenn Webshop und ERP verzahnt sind
Verkauft haben Sie durch diese Erkenntnis natürlich noch nichts, erst recht nicht online. Einen Webshop für Lebensmittel baut man auch nicht über Nacht auf, aber das müssen Sie auch gar nicht. Denn der aktuelle E-Food-Boom ist nur eine Preview auf die Zukunft. Das Einkaufsverhalten der Verbraucher wird sich wohl dauerhaft massiv verändern. Selbst für eine Käuferschicht, die sonst nur stationär unterwegs ist, werden Online-Bestellungen immer attraktiver. Vier Punkte, die jetzt wichtig sind:
1. Denken Sie zuerst an die bestehenden Kunden
Mit dem online-Verkauf Ihrer Produkte schaffen Sie vor allem eins: Mehrwerte für Ihre Kunden. Nutzen Sie im ersten Schritt diese Kundenbindungseffekte, statt sofort auf die Jagd nach möglichen neuen Kunden zu gehen, die Ihr Unternehmen noch gar nicht kennen. Denn das erfordert in der Regel deutlich mehr Investitionsaufwand, da Sie Ihren Shop erst noch bekannt machen müssen.
2. Bleiben Sie vorerst regional aktiv
Klar, wer träumt nicht vom globalen Schaufenster für den Vertrieb seiner Produkte? Bleiben Sie aber vorerst auf regionaler Ebene aktiv, das ist deutlich wirtschaftlicher. Denn: einen Webshop überregional zu vermarkten kostet viel Zeit und Geld.
3. Nutzen Sie Ihren Webshop als Ersatz für eine „normale“ Homepage
Sehen Sie die Investition in einen Webshop nicht als Zusatzkosten, sondern als Ersatz für eine „normale“ Homepage. Ihre Kunden werden sich freuen, wenn Sie durch Ihren Shop flanieren und hochwertig präsentierte Produkte finden.
4. Verzahnen Sie ERP und Webshop
Wenn Sie schon ein geeignetes ERP-System als technische Basis für den digitalen Einkaufswagen im Einsatz haben – umso besser. Denn das ERP ist hier wirklich entscheidend, von ihm hängt unter anderem ab, wie leicht sich individuelle Preisvereinbarungen oder Rabatte automatisiert umsetzen lassen. Auch die bestehenden Katalogstrukturen müssen konsistent abgebildet werden. Gelingt die perfekte Integration beider Welten, ERP und Webshop, kann man online wirklich durchstarten.
OTTO-Gourmet: Vom Food-Start-up zum Marktführer im online Premiumsegment
Die Brüder Wolfgang, Stephan und Michael Otto haben längst gezeigt, wie es geht. Ihr Unternehmen OTTO-Gourmet vertreibt sehr erfolgreich Premium-Lebensmittel wie Kobe-Beef und Wagyu-Steak – seit 2005 über den eigenen Webshop. Damit das reibungslos funktioniert, ist der Magento-Webshop über eine Schnittstelle an die ERP-Software von CSB-System angebunden. Diese Anbindung ist ganz entscheidend für den Erfolg des digitalen Geschäftsmodells, denn sie berücksichtigt neben der Preispflege alle lebensmittelrelevanten Aspekte wie Gewichtsangaben, Mindesthaltbarkeitsdaten, Losgrößen und vor allem Rückverfolgbarkeit. Durch die direkte Kommunikation der ERP-Module mit dem Magento-Webshop ist zudem sichergestellt, dass bei einer Bestellung auch automatisch die Verfügbarkeit der Artikel gewährleistet ist und die Lieferzeiten berücksichtigt werden. So können direkt nach Auftragseingang die Kommissionierung und der Versand angestoßen werden. „Damit garantieren wir schnellste Reaktionszeiten und letztlich auch eine sehr hohe Kundenzufriedenheit“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Otto.
Spannende Webshop Use Cases gibt es auch im reinen B2B-Bereich. Zwei aktuelle Projekte unserer Kunden dazu.
Beispiel 1: Franken-Gut setzt auf Web-Portal für ein ganzes Filialsystem
Die Edekaner von Franken-Gut setzen seit vergangenem Jahr auf ein Online-Bestellsystem für die angeschlossenen Filialen. Was früher per Telefon, Fax und Mail erledigt wurde, läuft heute komplett online ab. Aktuell verwenden rund 160 Edeka-Filialen das System und nutzen auf einer eigenen Webseite den Bestell-Ordersatz des Produktionswerks. Hier können sowohl reguläre Waren als auch Werbeartikel, insgesamt sind es 2.500, ausgewählt und zur Anlieferung terminiert werden. Neben der individuellen Bestellhistorie ist das integrierte Reklamationsmanagement ein wertvoller Zusatznutzen für die EDEKA-Filialen: Neue Reklamationsvorgänge können direkt im Portal abgewickelt werden, sind aber auch sofort mit allen Informationen im ERP-System zur Weiterverarbeitung verfügbar.
Beispiel 2: Luiten Food reduziert Kosten durch Verlagerung der Bestellprozesse ins Internet
Auch der niederländische Großhändler Luiten Food hat mit Hilfe eines Webshop-Systems die Kommunikation mit seinen Kunden verbessert. Das Familienunternehmen hat mehr als 75 Jahre Erfahrung im Import und Vertrieb von Wild und Geflügel und bietet insgesamt über 3.000 Artikel an. Ein anspruchsvolles Geschäft, das auch dem Webshop einiges abverlangt - zum Beispiel, weil Artikel, deren MHD bald ablaufen, automatisch im Shop platziert werden sollen. Neben der Präsentationsoberfläche des Webshops kommt es auch hier auf das Zusammenspiel mit dem ERP-System an: Artikeldaten werden ohne doppelte Datenhaltung im Shop dargestellt, aktuelle Verfügbarkeiten können in verschiedenen Formen angezeigt werden und adressspezifische Preise werden unter Berücksichtigung sämtlicher Konditionen gezogen. IT- und Finanzmanager Roald Heinsbroek berichtet von reduzierten Personalaufwänden und gesunkenen Kosten, da "die eingehenden Bestellungen und die zu diesem Bereich zugehörigen Prozesse ins Internet verlagert werden" konnten.
Webshop-Technologie als Prozessoptimierer und Wachstumstreiber
Letztlich ist die Botschaft für Händler und Produzenten dieselbe: Die Investition in Webshops kann sich sehr schnell auszahlen. Gerade im B2B-Geschäft bieten sie vielfältige Chancen, um Zeit und Kosten zu sparen, die Kundenbindung zu erhöhen und mehr Umsatz zu machen. Und auch, wenn die optimistischen Prognosen trotz regelmäßiger Umsatzzuwächse bis heute noch nicht ganz eingetroffen sind: das ändert sich gerade dramatisch und auch nach der Corona-Krise dürfte der Online-Handel mit Lebensmitteln weiter an Fahrt aufnehmen.
Die Krise als Chance – das ist keine bloße Manager-Weisheit, sondern die neue Realität beim E-Food.