automatisierte Intralogistik

Automatisierung


Output verdoppeln durch Automatisierung

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Eine automatisierte Intralogistik steigert die Leistungsfähigkeit. Wie das funktioniert, zeigt ein Besuch bei dem niederländischen Unternehmen ProMessa.

ProMessa ist auf Erfolgskurs. 2016 wurde ein Produkt des Unternehmens als "Captain of the Category" ausgezeichnet. Dieser Preis wird an besonders hochwertige und beliebte Nahrungsmittel vergeben, die in niederländischen Supermärkten verkauft werden. Die meisten der ausgezeichneten Artikel werden von großen Konzernen wie FrieslandCampina, Coca-Cola, Unilever oder Dr. Oetker produziert. Doch nicht nur bei der Produktqualität, auch beim Thema Leistungsfähigkeit kann ProMessa mit den Großen der Branche Schritt halten. Das Erfolgsrezept: Eine Logistiklösung, die von der CSB-Automation AG entwickelt und realisiert wurde. “Wir beliefern rund 1.200 Supermärkte und brauchen ein innovatives Logistiksystem, mit dem wir unser breites Produktsortiment wirtschaftlich handeln können. Unsere Kunden können jeden Artikel auch kurzfristig und in Kleinstmengen bestellen. Wer rechtzeitig bestellt, bekommt seine Ware in der Regel noch am selben Tag”, erklärt Geschäftsführer Harold Rouweler. Mit der neuen Logistiklösung sei die Leistungsfähigkeit deutlich gestiegen: „Wir haben unseren täglichen Output fast verdoppelt – auf manchmal über 100.000 Packungen pro Tag. Zu Weihnachten 2015 haben wir sogar rund 150.000 Packungen geschafft“, so Rouweler. Fast verdreifacht hat sich übrigens der Umsatz von ProMessa, der mittlerweile bei über 70 Mio. Euro liegt.

Roboter-Lager für Schnelldreher

Wo früher Waren manuell von A nach B transportiert wurden, arbeiten heute modernste Robotertechnik, Fördertechnikkomponenten, Sorteranlagen und Softwarekomponenten perfekt zusammen. Wie bei allen intralogistischen Systemen spielt die Software auch bei ProMessa die entscheidende Rolle: sie überwacht zwei automatische Kistenlager, Robotereinheiten, vier automatisierte Preisauszeichnungslinien mit angeschlossenen Sorteranlagen, ein automatisches Versandlager sowie das Fördertechniksystem.

Eine Besonderheit bei ProMessa ist das neue Flächenportal-Roboter-Lager für schnell drehende Artikel, von denen in kurzer Zeit große Mengen umgeschlagen werden. Hierbei handelt es handelt sich um eine spezielle Lagertechnik, die in der Lebensmittelindustrie relativ neu ist: Die Gebinde werden nicht wie üblich in Regalen deponiert, sondern direkt auf den hygienisch gestalteten Lagerboden gestapelt. Bei der Auslagerung können je nach Bedarf bis zu sieben Gebinde gleichzeitig bewegt werden, was für eine enorme Leistungsfähigkeit sorgt. Das FiFo-Prinzip ist dabei jederzeit gewährleistet, denn der Portalroboter lagert grundsätzlich die jeweils unterste Kiste pro Stapel aus. Nach wie vor gibt es aber auch ein klassisches Einzelstellplatz-Hochregallager mit einer Kapazität von 7.000 Stellplätzen. Hier lagern alle Kleinmengenartikel.

Aus den Lagern fahren die Kisten – bei entsprechendem Signal durch die Software – zu den vier Preisauszeichnungslinien mit angeschlossenen Kommissioniersortern. Die Software stellt Auftragsdaten, Produkte und Gebinde optimal zusammen, dann werden die Artikel den Kommissionierstrecken zugeführt und ausgezeichnet. Neben den Stückzahlen und Volumina werden dabei auch die Anzahl der benötigten Behälter sowie die erforderlichen Materialflüsse sowie die optimalen Förderstrecken für die touren- und filialgerechte Beladung der LKWs berechnet. In der Sortieranlage werden die Produkte schließlich automatisch an den Kunden-Schächten ausgestoßen und in die Gebinde verteilt. “Unsere Mitarbeiter können an den Sortern eine Vielzahl an Aufträgen fehlerfrei gleichzeitig bearbeiten und direkt in die Versandkisten `picken`. So können wir unsere Produktvielfalt effizient abarbeiten, ganz gleich welche Menge unsere Kunden bestellt haben. Die Bestellmenge hat praktisch keine Auswirkungen mehr auf die logistischen Kosten”, sagt Rouweler.

Entkopplung von Produktion und Kommissionierung

Frerich Kröner, Mitglied der Geschäftsleitung bei der CSB-Automation AG, erklärt einen weiteren Vorteil der Lösung: „Das gesamte Intralogistiksystem basiert auf dem Prinzip der Entkopplung von Prozessschritten. Bei der Konzeption lautete das Ziel, in allen Kernprozessen von der Produktion bis zum Versand unabhängig von vor- und nachgelagerten Prozessschritten arbeiten zu können und so eine permanent hohe Produktivität und Flexibilität zu erzielen.“

Ein wesentlicher Erfolgsbaustein ist das leistungsfähige Versandlager. Es ermöglicht eine optimale Kommissionierung von Kundenaufträgen, die in Form von Kistenstapeln im Tagesverlauf zusammengestellt werden. Das CSB-System erzeugt aus den vorliegenden Kundenaufträgen je nach Warenverfügbarkeit einzelne Subaufträge. So kann die Produktion trotz hoher Artikelvielfalt losgrößenoptimiert und gleichzeitig unabhängig von den Kommissionier- und Versandprozessen arbeiten. Erst wenn die erforderliche Warenmenge in den beiden Pufferlagern eingelagert ist, wird die die Kommissionierung eines Artikels gestartet. Die vier Preisauszeichnungslinien mit Mehrrollendrucker sowie die vier angeschlossenen Sorteranlagen sind dadurch in der Lage, je nach Auftragsstruktur stündlich zwischen 1.400 und 2.400 Mischgebinde zusammenzuführen.

Lieferperformance von über 99 Prozent

ProMessa kann heute noch schneller auf Nachbestellungen reagieren, ohne einen großen Lagerbestand aufbauen zu müssen. Außerdem hat sich der Bestellvorlauf deutlich verkürzt: Aufträge können während des ganzen Tages im ERP-System übernommen werden und werden meist innerhalb von 12 Stunden oder noch am selben Tag ausgeliefert.

“Früher hatten wir einen deutlich höheren Anteil an Pufferware, die wir vorrätig lagern mussten. Dank der Schnelligkeit unseres logistischen Systems puffern wir heute nur noch vorverpackte und nicht etikettierte Ware für einen Tag”, sagt Rouweler. Damit ist eine tägliche Belieferung der Kunden ohne Probleme auch bei einem sehr kurzen Bestellvorlauf realisierbar – die Lieferperformance liegt bei über 99 Prozent.

IT-News 05/16